Carla del Ponte – „Europa muss seine Tore öffnen für Menschen, die sonst an Hunger, an Krankheiten, am Krieg sterben.“

06. Oktober 2015 – Katharina Schlangenotto

Carla del Ponte beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den grausigsten Verbrechen: Geldwäsche, organisierte Kriminalität, Waffenschmuggel und grenzüberschreitende Wirtschaftskriminalität, Verfolgung schwerer Verbrechen während der Jugoslawienkriege und des Völkermords in Ruanda, Kampf gegen die Mafia inklusive Morddrohungen. Carla del Ponte war mitten drin im Sumpf des Bösen. Sie zeigt entsprechend wenig Verständnis für die Vergangenheit von Tätern. Irgendwann sei jeder erwachsen und müsse einstehen für seine Taten. Punkt. Sie sagt von sich, dass sie eine miserable Verteidigerin gewesen sei. Dafür brauche man einen anderen Charakter als sie ihn habe.

Wer der ehemaligen Staatsanwältin, Bundesanwältin, Botschafterin in Argentinien und Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag noch nie zuvor begegnet ist, rechnet möglicherweise mit einer „eisernern Lady“ á la Margaret Thatcher: streng, verbissen, kühl, unerschrocken, eisern. Doch überraschenderweise wirkt Carla Del Ponte alles andere als eisern sondern im Gegenteil jovial, witzig, charmant, offen und durchaus selbstironisch. In einem Interview mit der Schweizer Zeitung „Blick“ sagt sie, dass sie trotz aller Horrorszenarien nicht zynisch geworden sei. Sie sei in diese Schrecken mehr oder weniger hineingewachsen und habe gelernt, bei ihrer Arbeit keine Gefühle zuzulassen. Dass sie das schaffe, sei ein großes Glück. Manche ihrer Mitarbeiter im Ruanda- und Jugoslawien-Tribunal hätten aufhören müssen, weil sie es psychisch zu sehr mitnahm. Man brauche einen besonderen Charakter, den sie glücklicherweise habe.

Heute ist sie Mitglied der „Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic“ und setzt sich für die Menschenrechte in Syrien ein. Den Bürgerkrieg in Syrien hält sie für noch schlimmer als die Jugoslawien-Kriege. Schlimmer in dem Sinne, dass dort nicht nur getötet und vertrieben würde, sondern auch gefoltert, bis die Opfer stürben. Sie ist sich sicher, dass keiner mehr gewinnen könne. Sicher sei nur, dass der Staat Syrien nicht mehr existieren werde.

Ihre Meinung zur aktuellen Flüchtlingsdebatte fällt entsprechend eindeutig aus: Flüchtlinge aufzunehmen und sie vor Hunger, Krankheit und Krieg zu bewahren sei das Mindeste, was wir tun könnten. Europa und auch die Schweiz müsse seine Tore öffnen für die Menschen, die ansonsten dem Tod geweiht seien. „Wir können uns nicht einfach einhagen in unserem schönen Land und die Augen verschließen“ sagte sie im Interview mit „Blick“.

In ihren Vorträgen erzählt sie durchaus humorvoll, wie sie unter Lebensgefahr die schlimmsten Verbrecher unserer Zeit fing. Fragen wie „Ist das Böse banal?“ oder „Kann man mit Massenmördern Smalltalk machen?“ stellten sich ihr ganz praktisch, sie gehörten bei ihr jahrzehntelang zum Berufsalltag. Lernen Sie die einzigartige Carla del Ponte persönlich kennen, sprechen Sie uns an. Wir informieren Sie gern: carla.del-ponte@premium-speakers.com