Benedikt Germanier – Folge deinem Herzen – ein Tip für junge (und alte) Menschen

10. Mai 2016 – Benedikt Germanier

Vieles ist möglich

Wenn ich auf meinen Lebensweg zurückschaue, so erkenne ich: vieles ist möglich. Mein Vater wusste um meine sportlichen Talente und meinen Wunsch Sportlehrer zu werden. Aber er zwang mich, über vernünftige, solide Berufswege nachzudenken. Ohne Erfolg. Nach der Schule wurde ich Tennislehrer. Viele Jahre auf den Skiern folgten, bevor ich aus Neugierde ein Ökonomiestudium begann. Als ich als junger Ökonom und Sportlehrer mein Leben verdiente, sagte mir einmal eine Head Hunterin, ich sei unvermittelbar – zu viele Interessen. Zwei Jahre später führte ich ein kleines Team von Theoretikern im Handelsraum einer Grossbank und wir beschäftigten uns mit Indikatoren, welche das Verhalten von Investoren erklärten. Ich sollte hier noch ein paar Jahre überdauern, aber vor allem eines wurde mir klar. Ich war weder unvermittelbar noch musste eine traditionelle Ausbildung zu begehrenswerten Tätigkeiten führen. Im wirklichen Berufsleben ist vieles möglich.

Vertraue deinem Bauchgefühl

Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl für die Dinge. Diese Gefühle sollte man ernst nehmen. Als ich in den USA an der Wallstreet ankam, kämpfte ich zwei Jahre lang gegen mein Bauchgefühl an, ehe wir die Zelte abbrachen und meine Frau und ich mit unseren vier Kindern aus einem wunderschönen Haus am Meer auszogen, zurück in eine bescheide Wohnung in der Schweiz. Ich beteiligte mich an zai­ – einem innovativen Startup in den Schweizer Alpen. Heute weiss ich, dass dies meine beste Entscheidung war. Ich wünsche mir manchmal, Menschen würden mehr auf ihren Bauch hören. Der Bauch ist der Ort, wo vieles zusammen kommt. Dies gilt auch für Kopfmenschen. Letztlich kann ich mit sequentiellem Denken so etwas komplexes wie meine Rolle in der Welt von morgen nicht erfassen.

Fass dir ein Herz und tu es einfach

Es gibt Menschen, die alles mögliche überlegen und Gedankenmodelle konstruieren. Das sollen sie tun. Aber es darf nicht als Vorwand dienen, Dinge nicht zu tun. Bei zai sind wir heute ein kleines Team. Wir waren die ersten, welche den Berg in den Ski verbauten, indem wir den Kern des Ski aus Stein konstruierten. Wir nehmen Karbonverbundstoffe, welche in der Medizinalindustrie verwendet werden. Natürlich gibt es Modelle – von der ETH entwickelt -, welche uns helfen könnten, die Dinge zuerst zu simulieren. Doch auch hier gilt: manchmal ist die Realität einfach zu komplex. Wenn der neue Prototyp die vorgeschriebenen Testphasen übersteht, fragt niemand danach, ob der Ski aus der Intuition des Entwicklers oder mit Hilfe eines Modelles entstanden ist. Was zählt ist, dass wir Ski bauen, die noch besser sind, als alles, was wir zuvor gewagt haben. Grenzen lassen sich mit Modellen selten sprengen. Wichtig ist es, nach Wegen Ausschau zu halten, wie neue, bessere Dinge möglich sind. Dies gilt für das Schaffen wie auch für Aufgaben, welche sich im Leben stellen.

Neulich unterhielt ich mich mit meiner Schwiegermutter – eine 75-jährige, praktizierende Feldenkraislehrerin. Weisst du, sagte sie, da gibt es ein paar Dinge, die ich in meinem nächsten Leben unbedingt tun möchte. Und dann strahlte sie mich an. Aber warum eigentlich warten? Ich könnte ja schon mal beginnen!…

Benedikt Germanier

Unternehmer, Coach, CEO von ZAI