Dr. Hubertus Porschen: Deutschland begeht digitalen Suizid

13. November 2018 – Katharina Schlangenotto

Dr. Hubertus Porschen: „Meine Mission ist es, Unternehmertum in Deutschland beliebt zu machen“, sagt der vielfache Gründer und Geschäftsführer der App-Arena GmbH in Köln, einem Unternehmen, das sich auf Leadgenerierung und Tools für die Kundengewinnung und -bindung spezialisiert hat. Aus seiner Sicht müsse sich Deutschland vom Beamtenstaat hin zu einem innovativen Technologieland entwickeln. Er sagt klar: „“Weiter so“ ist nicht ausreichend.“

Das Thema Digitalisierung und wie lapidar damit in Deutschland umgegangen wird, brennt Hubertus Porschen auf der Seele. Sein Buch trägt denn auch den herausfordernden Untertitel „Warum wir vom Hightech-Standort zum Entwicklungsland verkommen und was wir dagegen tun können“.

Angesichts unserer boomenden Wirtschaft, so Porschen, möge das dramatisch klingen, doch genau das soll es auch. Er will Augen öffnen und zum Nachdenken anregen weil er will, dass sich etwas bewegt. Seiner Meinung nach geht Digitalisierung weit über Industrie 4.0 und Effizienzgewinne hinaus. „Wenn wir bei der Digitalisierung weiter im unteren Mittelfeld dümpeln, gefährden wir nicht nur unseren Wohlstand, sondern auch den sozialen Frieden“, so Porschen.

Die Fakten, die er nennt, sollen zu denken geben und tun es auch. Er führt an, dass Deutschland laut OECD bei der Versorgung der Haushalte mit einer Glasfaserleitung international zu den Schlusslichtern zählt, Platz 28 von 32.

Ebenso lägen die Fördergelder für den Zukunftsbereich Informations- und Kommunikationstechnik im Jahr 2017 bei 0,3 Prozent des Bundeshaushalts. Seit 2009 wäre ihr Anteil am Bundeshaushalt gerade einmal um 0,03 Prozent gestiegen.

„Die Chinesen investieren massiv in Zukunftstechnologien und haben uns zum Beispiel bei Künstlicher Intelligenz längst überholt.“, erklärt Hubertus Porschen. Doch das ist für ihn noch längst nicht alles. Ein weiteres wichtiges Thema gruppiert sich für ihn rund um die Unternehmensgründung in Deutschland. Sie sei nach wie vor bürokratisch und teuer und das derzeitige Bildungssystem vermittelte jungen Menschen weder die notwendigen ökonomischen noch die unternehmerischen Fähigkeiten.

Hubertus Porschen kritisiert auch die Politik und die Gesellschaft. Beide hätten bisher nicht verstanden, wie Digitalisierung funktioniert, auch die Unternehmen nur teilweise. Er ist jedoch überzeugt: „Damit wir weiterhin an der Spitze mitspielen können, müssen wir unser antiquiertes föderales Bildungssystem neu aufstellen, Unternehmensgründung und -führung vereinfachen und von zu engen Rahmenbedingungen befreien. Nicht zuletzt brauchen wir für Deutschland eine Vision, ein Leitbild für eine gute Zukunft.“ In seinem Buch gibt er konkrete Vorschläge dafür.

Darüber hinaus sieht er nicht nur Entwicklungspotential in der digitalen Wirtschaft, sondern in der Gesellschaft als Ganzes. Zahlreiche Diskussionen um den Datenschutz zeigten zum Beispiel, dass viele Menschen noch gar nicht begriffen hätten, wie die digitale Wirtschaft funktioniert.

Ein wichtiger Weckruf für die digitalen Schlafwandler in Politik und Gesellschaft, sagt Karl-Theodor zu Guttenberg über das neue Buch. Es gefällt vielleicht nicht jedem, aber es wird aufrütteln.

Dr. Hubertus Porschen ist Jahrgang 1982 und gründete bereits während seines Studiums der Volkswirtschaft seine erste Firma. In den Jahren 2015-2018 hat er als ehrenamtlicher Vorstand dem Verband „Die jungen Unternehmer“ vorgestanden. In der Zeit hat er sein aktuelles Buch „Der digitale Suizid“ geschrieben. Als begehrter Top-Keynote-Speaker für Digitalisierung und Innovation hält der polarisierende Unternehmer auch live von seinen Erfahrungen.
hubertus-porschen@premium-speakers.com

Hubertus Porschen

CEO App-Arena, Unternehmer und Experte der digitalen Transformation