Ihr habt die Rolex, wir haben die Zeit: Generation Z und die Zukunft der Arbeitswelt

13. November 2024 – Astrid Berndt

Die Arbeitswelt steht an einem Wendepunkt, und die Generation Z ist dabei, eine zentrale Rolle einzunehmen. Ihre neuen Ansprüche, Werte und das veränderte Zeitverständnis sind ein Weckruf für Unternehmen und deren Führungskräfte. Doch ist diese Generation die Rettung oder der Untergang für traditionelle Unternehmensstrukturen? Es ist Zeit, genauer hinzusehen.

Generation Z: Herausforderung und Chance für traditionelle Unternehmen

Innovations- und Unternehmensberater Stephan Jung hat es auf den Punkt gebracht: Viele Fortune-500-Unternehmen könnten innerhalb der nächsten Jahre verschwinden – nicht weil sie Fehler machen, sondern weil andere besser sind. Es ist ein Angriff von denen, die heute noch mit dem Laptop auf der Couch sitzen. Stephan Jung vergleicht dies mit dem Untergang von Nokia, das einst scheinbar unantastbar war, bis es von Innovatoren wie Steve Jobs und Jeff Bezos überholt wurde. Dies zeigt, dass die Bedrohung für etablierte Unternehmen real ist, insbesondere wenn sie nicht bereit sind, sich an die Veränderungen anzupassen, die die Generation Z mit sich bringt.

Doch diese Generation ist nicht nur eine Bedrohung – sie bietet auch eine große Chance. Die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, die von Themen wie Globalisierung, Künstlicher Intelligenz, Neo-Ökologie und Cyberkriminalität geprägt sind, verlangen nach neuen Lösungen und Ansätzen. Diese Lösungen bringt die Generation Z mit. Ihre neuen Ideen, ihr Drang nach Sinnhaftigkeit und Flexibilität und ihre Haltung zu Arbeit und Leben sind der Schlüssel, um den Wandel zu bewältigen.

Flexibilität statt Karriereleiter: Die neue Arbeitswelt

Die Generation Z hat keine Lust auf die klassische Karriereleiter. Wie die Rechtsanwältin und Arbeitsexpertin Susanne Nickel betont, sind junge Menschen heute weniger am Aufstieg in den klassischen Hierarchien interessiert – sie suchen vielmehr nach einem „Purpose“, einem Sinn in ihrer Arbeit. Viele sind nicht bereit, über Jahrzehnte hinweg für eine ungewisse Zukunft zu schuften, wie es die Generation ihrer Eltern getan hat. Der oft zitierte Satz „Du hast die Rolex, ich habe die Zeit“ bringt das veränderte Werteverständnis der Generation Z auf den Punkt. Es geht nicht darum, möglichst viel Geld und Status zu sammeln, sondern das Leben zu genießen, in einem eigenen Tempo zu arbeiten und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen.

Diese neue Haltung stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Wenn man 2023 zwei Millionen offene Stellen in Deutschland zählt, sollen es laut Susanne Nickel im Jahr 2035 bereits sieben Millionen sein. Das Leistungsethos, das die Boomer-Generation oder die Generation X prägte, ist nicht mehr zeitgemäß – eine Tatsache, die oft missverstanden wird und zu hitzigen Diskussionen führt. Susanne Nickel berichtet, dass sie für ihre Ansichten sogar einen Shitstorm erntete. Doch genau hier liegt die Chance: Unternehmen, die ihre Einstellung ändern und sich auf die Bedürfnisse der jungen Generation einstellen, können von ihrer Kreativität und ihrem Innovationspotenzial profitieren.

Der Musiker und Unternehmer Smudo, Mitglied der Fantastischen Vier, hebt hervor, wie wichtig Kreativität und digitale Technologien in der heutigen Arbeitswelt sind. Smudo engagiert sich stark für Digitalisierung und betont, dass Unternehmen flexible Strukturen schaffen müssen, um der Generation Z die Freiräume zu bieten, die sie benötigt. Er sieht in der Generation Z eine treibende Kraft für die digitale Transformation, die Unternehmen aktiv nutzen sollten, um zukunftsfähig zu bleiben.

Die Rolle der Führungskräfte

Susanne Nickel spricht von „Nachbeelterung“ – einem Konzept, das den Führungskräften in Unternehmen eine neue Rolle zuteilt. Es geht darum, den jungen Mitarbeitenden ein Zuhause im Unternehmen zu bieten, in die Coaching-Rolle zu schlüpfen und vor allem zuzuhören. Das bedeutet auch, jungen Talenten Orientierung zu geben, klare Ansagen zu machen und dabei gleichzeitig einen Raum zu schaffen, in dem diese sich sicher und verstanden fühlen.

Auch das Unternehmen Procter & Gamble hat durch Reverse Mentoring erkannt, dass die Generation Z mehr unmittelbares Feedback braucht und „gesehen werden“ möchte. Diese Erkenntnis ändert nicht nur das Führungsverhalten, sondern auch die gesamte Unternehmenskultur.

Benjamin Bargetzi, Neurowissenschaftler und Führungsexperte, betont die Wichtigkeit von psychologischer Sicherheit am Arbeitsplatz. Besonders die Generation Z erwartet ein Umfeld, in dem sie offen kommunizieren kann, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen. Bargetzi rät Führungskräften dazu, eine Kultur des Vertrauens zu fördern und den Austausch auf Augenhöhe zu suchen, damit die jungen Talente ihr volles Potenzial entfalten können.

Vielfalt anerkennen und Flexibilität leben

„Alle Generationen wollen gehört und gesehen werden.“ Doch das gilt nicht nur für die verschiedenen Altersgruppen – auch Vielfalt in Bezug auf Geschlechter, ethnische Hintergründe und Herkunft ist in der Arbeitswelt von großer Bedeutung. Unternehmen, die sich als inklusiv und offen positionieren, haben hier einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Die Generation Z bringt zudem neue Ideen für die Arbeitsorganisation mit. Begriffe wie Workation – also die Kombination von Arbeit und Urlaub – sind keine exotischen Konzepte mehr, sondern werden als selbstverständliche Option betrachtet. Flexible Arbeitsorte und -zeiten sind keine Extras, sondern Anforderungen, die die Generation Z an Arbeitgeber stellt. Heiko Stahl von Vitra zeigt, wie moderne Arbeitsumgebungen aussehen können. Start-ups geht es nicht um prestigeträchtige Büros, sondern um flexible Räume, die den Bedürfnissen der Mitarbeiter gerecht werden.

Dr. Steffi Burkhart, bekannt als die Stimme der jungen Generation, beschreibt, dass die Generation Z ganz andere Erwartungen an Arbeitgeber hat als frühere Generationen. Sie fordert eine sinnstiftende Arbeit, Flexibilität und authentische Führung. Steffi Burkhart sieht es als entscheidend an, dass Unternehmen verstehen, was die junge Generation antreibt, und entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, sich voll einzubringen.

Zukunftsweisende Unternehmen: Die Chance nutzen

Die jungen Generationen stellen die Arbeitswelt auf den Kopf, aber genau darin liegt die Chance für Unternehmen. Anstatt die Generation Z als Bedrohung wahrzunehmen, sollten Führungskräfte deren Ideen als Innovationsmotor betrachten. Das bedeutet, alte Strukturen aufzubrechen, Flexibilität zu ermöglichen und eine Kultur des Verständnisses und der Offenheit zu schaffen.

Unternehmen, die es schaffen, auf die Bedürfnisse der Generation Z einzugehen, werden nicht nur für Nachwuchskräfte attraktiv bleiben, sondern auch in einer dynamischen, sich ständig wandelnden Welt bestehen können. Der Satz „Ihr habt die Rolex, wir haben die Zeit“ ist dabei nicht nur ein Statement, sondern ein Weckruf, die eigene Einstellung zu überdenken und das Potenzial der neuen Generation zu nutzen.

Die Zukunft aktiv gestalten

Die Generation Z ist weder Retter noch Untergang der Arbeitswelt – sie ist ein Katalysator für Veränderungen, die dringend notwendig sind. Führungskräfte sind gefragt, die jungen Talente zu verstehen, ihnen Raum zu geben und gemeinsam mit ihnen die Zukunft zu gestalten. Es geht darum, zuzuhören, zu fördern und gleichzeitig Orientierung zu geben. Unternehmen, die dies verstehen, werden nicht nur überleben, sondern erfolgreich sein.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Ihre Arbeitsumgebung an die Bedürfnisse der neuen Generation anpassen können, stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Wir unterstützen Sie bei der Planung innovativer Veranstaltungen mit genau den Rednern und Experten, die die neue Arbeitswelt widerspiegeln. Kontaktieren Sie uns – die Zukunft beginnt jetzt. +1 (704) 804 1054 oder welcome@premium-speakers.com