Magnus Lindkvist: Die Zukunft ist immer seltsamer als wir uns vorstellen

20. Juni 2022 – Katharina Schlangenotto

Magnus Lindkvist nennt sich selbst einen “Disrupted Futurologist“, was soviel heißt wie: „Ich bin ein gestörter Zukunftsforscher.“ Der schwedische Autor und Trendspotter kam zu seinem faszinierenden Beruf, weil es mit dem Schreiben und Filme machen nicht klappen wollte.

Ganz sicher gehört Lindkvist nicht zu denen, die sich anpassen. Offen sagt er, dass wir Menschen schlicht unfähig sind, die Zukunft vorher zu sagen. Die Zukunft wird immer seltsamer sein als wir uns das vorstellen können, so Lindkvists Überzeugung. Doch wie steht es dann überhaupt mit einer Prognose über das, was in der Zukunft geschieht?

Dabei helfen die sogenannten Trends. Das Camebridge Dictionary definiert einen Trend als „eine allgemeine Entwicklung oder Veränderung einer Situation oder der Verhaltensweisen von Menschen“, das Oxford Dictionary beschreibt Trends als „erkennbare Richtung einer Entwicklung, als starke Tendenz wie zum Beispiel der neue, vorherrschende, modische Trend“.

Ein Trend muss eine verpackte Revolution sein

Um Trends aufzuspüren, bedient sich die Zukunftsforschung Tools wie zum Beispiel dem Scanning oder Monitoring oder Trendscouting. Magnus Lindkvist erklärt Trends so: „Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „«Trend»“ war „Wende“. Was wir also suchen, sind die Wendepunkte, die Anomalien, die Ausnahmen, die Wendepunkte. Wir sprechen nicht von einem „Menschen atmen Sauerstoff“-Trend, denn das ist eine menschliche Gegebenheit, ein biologisches Grundbedürfnis und ewig. Wenn wir Trends erkennen, suchen wir nach etwas Neuem, Einzigartigem, neuronal anregend und provokativ. Deshalb ist die Verwendung des Wortes Trend meist falsch – es ist die Wiederholung der konventionellen Weisheit über den Klimawandel, die Globalisierung oder gesunde Ernährung. Langweilig, klischeehaft und konventionell. Ein Trend sollte ein kleiner, brennbarer Teil einer verpackten Revolution sein.“

Wenn Magnus Lindkvist einen Trend aufspüren will, so schaut er in den Menschen hinein, sagt er. Denn dort sei der beste Platz, um Informationen zu verstecken. Wer Trends aufspüren will, sollte „dorthin gehen, wo andere nicht hingehen“. Er rät: „Sprechen Sie mit den Verrückten. Üben Sie sich in immersivem Trendspotting. Halten Sie sich von Google und dem Kiosk fern.“

Zeitfaktor und der Mut, zu kreieren

Um als Unternehmen etwas Neues, Grandioses auf den Markt zu bringen, dauere es oft Jahrzehnte. Auch dran zu bleiben sei wichtig. Das Unternehmen Nespresso, so erzählt er, wurde bereits im Jahr 1986 gegründet, doch der Durchbruch gelang erst, als der Filmstar George Clooney in 2009 begann, für die Marke zu werben. Der Rest ist Geschichte.

Neben dem Zeitfaktor wäre gleichfalls ein gutes Maß an Kreativität und Mut von Nöten. Wer etwas Neues kreieren will, muss nach vorne schauen.

In seinen Vorträgen spricht Magnus Lindkvist über die 50 Wege zur Zukunftssicherung von Arbeit und Leben, den Angriff des Unerwarteten, darüber, warum kleine Ideen in der Welt der großen Erzählungen wichtig sind, die Aktionen des Trendspotters und über Zukunft, die beginnt und nie endet.

Magnus Lindkvist

Weltweit führender Trendspotter