Micheline Calmy-Rey – „Aktive Neutralität“ und „öffentliche Diplomatie“

17. November 2015 – Katharina Schlangenotto

1979 trat Micheline Calmy-Rey der Sozialdemokratischen Partei in der Schweiz bei. Von 1981 bis 1997 war sie Mitglied des Großen Rates des Kantons Genf. Darauf folgten fünf Jahre im Genfer Staatsrat, wo sie dem Finanzdepartement vorstand. In 2002 wurde Calmy-Rey in den Bundesrat gewählt. In den Jahren 2007 und 2011 war Micheline Calmy-Rey Bundespräsidentin der Schweiz.

Wie hat die Frau mit „Allure“ ihre politische Zeit genutzt?

Es ging ihr primär um die Beziehung zwischen der Schweiz und Europa, der Entwicklung der Schweizer Außenpolitik außerhalb Europas sowie der Positionierung der Schweiz als Vermittlerin in Konflikten. Der Bilaterale Weg war und ist ihr persönlich sehr wichtig, dies kann man gleich in diversen Quellen nachlesen. Micheline Calmy-Rey scheint zudem zeitgemäßer denn je. Seit 2012 ist sie Ehrendoktor an der Universität Genf – in ihren politischen Jahren ging es ihr primär um Menschenrechte, die Rechte der Frauen und Integrationspolitik, zur Schaffung einer kulturellen Vielfalt. Ihre Aussagen sind häufig ausgesprochen charmante Punktlandungen. Über ihre Zeit nach Beendigung der politischen Karriere sagt sie zum Beispiel „Früher war ich eine Macherin. Jetzt bin ich eine Denkerin“.

In einem Interview im „Tagesanzeiger“ wurde sie einmal nach den Höhepunkten in ihrer Amtszeit als Außenministerin befragt. Da gab es einige, sie erwähnte aber insbesondere die Rückkehr von Schweizer Geiseln. Diese Krisen, so sagte sie, seien schwer auszuhalten gewesen. Bei Verhandlungen war man immer in der schwächeren Position, denn es standen Menschenleben auf dem Spiel.

Imponiert hat mich auch ihr TV-Auftritt als Sängerin. Mit dem Chanson „Les Trois Cloches“ trat Micheline Calmy-Rey immerhin in die Fußstapfen der berühmten Edith Piaf. Und auf die Frage, ob sie die Treffen mit politischen Größen und Wirtschaftsbossen nicht vermisst, kontert sie entspannt, dass Kofi Annan nun als Gastredner an der Universitär Genf auftritt. Es muss offensichtlich nicht zwingend das politische Parkett sein. 2014 kam ihr Buch „Die Schweiz, die ich uns wünsche“ auf den Markt. Sie selbst verspricht bei der Lektüre eine mitunter provokante Gegenwartsanalyse. Natürlich.

Micheline Calmy-Rey

Ehem. Bundespräsidentin & Aussenministerin der Schweiz