Rüdiger von Fritsch: Der Experte für ein Russland, das nur noch wenige verstehen

19. Mai 2022 – Katharina Schlangenotto

Der ehemalige russische Botschafter Rüdiger von Fritsch, der mit bürgerlichem Namen den beeindruckenden Namen Rüdiger Werner Hans-Erdmann Freiherr von Fritsch-Seerhausen trägt, ist derzeit ein gefragter Experte in den Medien.

Die Krim ist gerade annektiert, als Rüdiger von Fritsch zum Botschafter in Moskau wird. Eines seiner wichtigen Bücher trägt den Titel „Innenansichten der russischen Macht“.

Über ihn und das Buch ist zu lesen: „Rüdiger v. Fritsch ist ein „Versteher“ der russischen Geschichte, Seele und Psyche und kann damit vieles erklären, was uns an russischer Politik so unverständlich ist. Dabei bezieht er konsequent Position gegen viele Argumente der sogenannten „Russlandversteher“. Und dennoch oder gerade deshalb hat er sich den Respekt von Wladimir Putin gesichert. Das Buch ist eine bereichernde und sehr gut lesbare Lektüre für Menschen mit Interesse an (meist neuerer) Geschichte und internationaler Politik.“

Rüdiger von Fritsch – Tiefenscharfe Berichterstattung über Russland

Der deutsche Historiker Heinrich-August Winkler bezeichnet es als „einen ebenso anschaulichen wie tiefenscharfen Bericht aus dem Russland Wladimir Putins. Das Buch (…) sollte zur Pflichtlektüre für alle Politiker werden.“ Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew sagt darüber, dass es ein „eines der interessantesten Bücher über das gegenwärtige Russland“ sei.

Rüdiger von Fritschs Bücher lohnen sich alle. Noch eindringlicher vermittelt er seine Botschaft in seinen Vorträgen, in denen er klug und diplomatisch korrekt über das Russland von Wladimir Putin spricht. Dem Westen fällt es nicht leicht, Russland zu verstehen, Rüdiger von Fritsch schlägt eine Brücke, er ist Versteher und Vermittler zugleich und wird nicht müde, immer wieder die Wichtigkeit der Beziehungspflege zu Russland zu unterstreichen.

Russland und der Krieg aus der Sicht des ehemaligen Diplomaten

Derzeit, in der sich alles um den Krieg in der Ukraine dreht, kann sich Rüdiger Fritsch vor Anfragen kaum retten. Zu schwer fällt es, das, was geschieht, zu begreifen, geschweige denn zu verstehen. Der ehemalige russische Diplomat versucht es. „Ich fürchte, dass wir davon auszugehen haben, dass Russland versuchen wird, diesen Krieg massiv fortzusetzen“, sagte von Fritsch im Fernsehsender phoenix. „Der russische Präsident Wladimir Putin geht von einer falschen Wirklichkeit aus: Er hat sich in mancher Hinsicht verkalkuliert und er handelt nicht nur zum Schaden seines eigenen Landes, sondern letztlich auch seiner eigenen Interessen. Aber das Drama ist, dass er diesen Krieg aus seiner Sicht nicht verlieren darf. Weil Russland eine große Macht, eine Nuklearmacht, ist.“

In den Büchern und Reden von Rüdiger von Fritsch wird immer wieder erstaunlich deutlich, wie sich Denkweise und Handeln der Diplomatie und Politik unterscheidet. In der Diplomatie geht es nicht um Macht und Einfluss, sondern um Frieden.

Das wichtigste Instrument der Diplomatie, so Rüdiger von Fritsch, seien Gespräche. In der aktuellen Situation sieht jedoch selbst er wenig Chancen auf einen Erfolg dieser Strategie: „Aber wenn eine Seite das Gespräch verweigert, ja zertritt, kommt Diplomatie an ihre Grenzen.“

Was Diplomatie leisten kann, wo sie an ihre Grenzen stößt, wie Wladimir Putin tickt und was für ein Russland unter seiner Herrschaft entstanden ist, darüber spricht Rüdiger von Fritsch in seinen einnehmenden, lehrreichen Vorträgen. Seine Themen sind zum Beispiel Russland & Europa und wie wird das zukünftige Verhältnis sein wird, „Energie & Rohstoffe und die Machtspiele Russlands“, „USA, Russland & China – Tektonische Verschiebungen in Wirtschaft & Politik oder „Zeitenwende – Putin’s Krieg und die Folgen“.

Rüdiger von Fritsch

Diplomat, ehemaliger Botschafter in Warschau & Moskau