Ex-Nato-Generalsekretär & starker Redner: Anders Fogh Rasmussen polarisiert. Und findet’s gut.

17. März 2022 – Katharina Schlangenotto

„Endlich hat sich Deutschland aus dem Schatten des Zweiten Weltkriegs gelöst“, sagte Anders Fogh Rasmussen in einem Interview, das in der Augsburger Allgemeinen zu lesen war. Der 69 Jahre alte Däne war von 2001 bis 2009 Ministerpräsident von Dänemark und im Anschluss bis 2014 Nato-Generalsekretär. Mit seiner Aussage bezog er sich auf die „historische Kehrtwende“, die Deutschland in der Sicherheitspolitik eingeschlagen hat.

Rasmussen ist bekennender Fan der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, deren politisches Agieren er „mit großem Interesse“ verfolgt. Schon am Jahresanfang, noch vor Beginn des Krieges, vertrat er die klare Meinung, dass Deutschland einen Kurswechsel in seinem Verhältnis zu Russland einschlagen müsste.

Starke Fragen von Anders Fogh Rasmussen: Deutschland – eine Riesenenttäuschung für Europa?

Er sagte:

„Wenn Deutschland so weitermacht wie bisher, wird diese neue deutsche Regierung eine Riesenenttäuschung für Europa. Die von der Regierung Merkel über Jahre gepflegte deutsche Sensibilität gegenüber Russland ist angesichts dessen zunehmend aggressiven Auftretens „fehl am Platz“.“ Putin“, so glaubt Rasmussen, „respektiert nur die Sprache der Stärke, der Kraft und Einheit.“

Anders Fogh Rasmussen kennt Russlands Präsidenten Vladimir Putin aus zahlreichen Begegnungen, denn in seine Amtszeit als ehemaliger Nato-Generalsekretär fiel die russische Annexion der Krim und die von Russland militärisch unterstützte Abspaltung der Gebiete um Donezk und Luhansk in der Ostukraine. Er berichtet in dem Interview mit der Augsburger Allgemeinen, dass Putin sich verändert habe: „Als ich ihn 2002 zum ersten Mal traf, argumentierte er mit großer Begeisterung für eine engere Beziehung zwischen Russland und dem Westen. Mit der Gründung des Nato-Russland-Rats gab es einen klaren Aufruf zu Konsultationen und einer Zusammenarbeit. Sie werden sogar einige öffentliche Äußerungen aus dem Jahr 2000 finden, in denen Putin sein Interesse bekundete, der Nato beizutreten. Nun verfolge ich mit Sorge sein unberechenbares, irrationales Verhalten. Er handelt wie ein Wahnsinniger. Russland ist jetzt international ausgestoßen, angeführt von einem politischen Gangster.“

Weltgeschehen, politische Gangster, COVID… : Heiße Themen und klare Ansichten vom Ex-NATO-Generalsekretär

Zur aktuellen Lage meint er: „Wir stecken fest. Es ist schwer, eine friedliche Lösung zu sehen. Aber jeder Tag, an dem die Ukrainer dem russischen Aggressor Widerstand leisten können, ist nicht nur ein Gewinn für die Ukrainer, sondern für den Westen als solchen.“

Anders Fogh Rasmussen hat sich nach seiner Zeit als NATO-Generalsekretär als gefragter, starker Redner etabliert. Er spricht er in seinen Vorträgen sowohl über das aktuelle Weltgeschehen, über die Veränderung der geopolitischen Landschaft und Risiken und Chancen, die sich daraus für Finanzinstitute ergeben. Seine Vortragsthemen reichen von Vorträgen über die Welt nach der Covid-Pandemie, der US-Außenpolitik und ihren Risiken und Chancen sowie über Führung und Verhandlung.

Anders Fogh Rasmussens Ansichten sind nicht immer angenehm. In seinen Vorträgen spricht er Tacheles, klar und deutlich, dafür ist er bekannt und als starker Top-Speaker auf der Bühne gefragt. Privat ist er seit 1978 verheiratet und hat drei erwachsene Kinder und sechs Enkelkinder. Er findet’s gut.

Anders Fogh Rasmussen

Premierminister von Dänemark (2001 - 2009), NATO-Generalsekretär (2009 - 2014)