Hirnforscher Dr. Bernd Hufnagl: Besser fix als fertig! Hirngerecht statt digital erschöpft.

26. Juli 2024 – Katharina Schlangenotto

Dr. Bernd Hufnagl verkörpert Agilität. Stillstehen tut er selten, weder physisch und psychisch, und auch sonst legt er ein ordentliches Tempo hin. Wo Hufnagl ist, da ist Energie! Besser fix als fertig. 

Zehn Jahre hat der bekannte Hirnforscher an der Universität Wien und an der Universitätsklinik für Neurologie am AKH Wien gearbeitet. Man kann sagen, dass er wohl weiß, wovon er spricht. Doch selbst ein Hirnforscher kennt Grenzen.

„Meine Damen und Herren“, ruft er in seinen Vorträgen. „Wir wissen doch nicht einmal genau, was das ist: Bewusstsein und Intelligenz! Immer wieder werde ich danach gefragt, und die Antwort ist: Wir wissen es nicht! Also diskutieren wir über etwas, das wir gar nicht verstehen!“

Dr. Bernd Hufnagl ist dieser Tage ein gefragter Redner zum Thema Künstliche Intelligenz.

Viele interessieren sich für seine Meinung als Hirnforscher:

Ist Künstliche Intelligenz ein Geschenk oder eine Bedrohung?

Wird sie den Menschen den Rang ablaufen?

„Natürlich ist ChatGPT super, um Fakten zu generieren, schneller, als jeder Mensch es zu tun vermag. Aber Bildung, meine Damen und Herren, Bildung ist doch kein reines Faktenwissen!“

Bernd Hufnagl spricht aus, was längst offensichtlich ist. Das Bildungssystem, so sagt er, hätte mit Bildung herzlich wenig zu tun. Denn am Ende ginge es darum, „Faktenwissen in die Schüler hineinzustopfen, dass sie anschließend wieder ausspucken sollen.“ Wieviel Sinn macht das? Fragt er in die Runde und ergänzt: „So hat ChatGPT eine Riesenchance! Und zwar, uns endlich aufzuzeigen, wie doof das ist, was wir im Bildungssystem machen. Wir erzeugen ja nicht Bildung!“ Das Publikum klatscht und er sagt, dass er ja nicht der erste sei, der das ausspricht. Wie kann es also besser werden? Kann die KI helfen?

KI nicht blind vertrauen

Ja, sagt er, solange wir der KI nicht blind vertrauen. Denn in einer Suchanfrage bei ChatGPT, er hat es mit sich selbst ausprobiert, brauchte nur ein Wort anders zu sein, und etwas völlig anderes käme dabei heraus. „Probieren Sie es aus, wenn Ihnen fad ist“, empfiehlt er mit Wiener Schmäh.

„Hinterfragen Sie die Dinge! Unser Hirn sucht seit hunderttausenden von Jahren permanent Bestätigung für unsere vorgefertigten Meinungen, Überzeugungen, Hypothesen und so weiter. Da suchen wir permanent und merken es nicht! Wirklich, wir merken es nicht!“ Das nennt man in der Forschung den „Bestätigungsfehler“. Menschen glauben Dinge oder nicht je nach ihren Prägungen. Das, so Hufnagl, müssten wir uns bewusst machen.

„Wissenschaftler denken nicht in Wirklichkeiten, sondern in Wahrscheinlichkeiten.“ – Dr. Bernd Hufnagl

Als Wissenschaftler will man genau diesem Einfluss, Englisch „bias“ entkommen, indem es eben nicht um die Frage nach wahr oder falsch, sondern um eine Annährung über Wahrscheinlichkeiten geht. Stichwort Erkenntnistheorie. Diese Art zu denken sei in der Bevölkerung nicht verbreitet, was aus seiner Sicht jedoch gerade vor dem Hintergrund des „Bestätigungsfehlers“ gut wäre.

Dr. Bernd Hufnagl ruft auf eine sehr dynamische und mitreißende Art dazu auf, die eigenen Denkweisen zu hinterfragen und sich selbst immer wieder zu reflektieren.

Ungeduld und Aufmerksamkeitsstörungen

Eine weitere Herausforderung, die er im Zusammenhang mit KI sieht, ist die zunehmende Ungeduld, die insbesondere jüngere Menschen an den Tag legen. Wir kennen das wahrscheinlich alle: Während wir einen Film schauen, googeln wir mal eben, wo er spielt oder wer welche Rolle spielt. Die volle Aufmerksamkeit nur bei einer Sache zu halten, fällt schwer.

Wenn Informationen ständig verfügbar sind, führt das unausweichlich zu einer Kultur der sofortigen Befriedigung. Das wiederum untergräbt die Fähigkeit, auch einmal geduldig zu sein, abzuwarten und nicht gleich eine Antwort zu bekommen. Bernd Hufnagl spricht von „einer Art digitalem ADHS“, die daraus entstehen kann. Dies sei besonders problematisch für Menschen „mit einem aktiveren Angstzentrum ist, da die ständige Erreichbarkeit und das Gefühl, nichts verpassen zu dürfen, zusätzlichen Stress erzeugen können.“

Und die Lösung?

Dr. Bernd Hufnagl plädiert für ein Gleichgewicht zwischen digitaler Effizienz und menschlicher Reflexion. Er fordert dazu auf, Arbeitsprozesse und den Einsatz von KI so zu gestalten, dass sie mit unserer biologischen und psychologischen Natur im Einklang stehen. Er sagt: „Wir müssen immer wieder eine Passung zwischen Menschen und Digitalem herstellen, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.“

Neben seinen Vorträgen über die Einflüsse und Herausforderungen der KI spricht er auch über Stress, Burnout und psychische Gesundheit, über hirngerechtes Arbeiten und  wie wir zu mehr Respekt und Empathie finden. Er erklärt, wie Rahmenbedingungen für hirngerechtes Arbeiten aussehen könnten oder wie es gelingt, weg von der Jammerkultur hin zu einer Problemorientierung zu gelangen. Ebenso spricht er über die BioLogik der Führung, Mut und Veränderungsbereitschaft und hirngerechtes Arbeiten im New Work-Zeitalter.

Dr. Bernd Hufnagl bringt Dynamik und viel Stoff zum Weiterdenken mit. Wenn Sie sich vor klaren Worten nicht scheuen und frischen Wind in Ihre Veranstaltung bringen möchten, buchen Sie Dr. Bernd Hufnagl als nächsten „Premium Speaker“: 1 (704) 804 1054 oder welcome@premium-speakers.com

Dr. Bernd Hufnagl

Neurobiologe, Autor & Experte für mentale Gesundheit