Megatrend „New Work“: Vom Projekt zur Gig-Arbeit

20. Oktober 2025 – Premium Speakers

Gastbeitrag von Stephan Jung – Experte für Innovation, Disruption & Megatrends:

Stell Dir vor, Du arbeitest spontan von der Berghütte oder vom Strand – was früher utopisch klang, ist für viele heute Alltag. Der Megatrend New Work verändert grundlegend, wie wir arbeiten, aber auch wo, wann und mit wem. Die Verlagerung von klassischen Festanstellungen hin zu flexibler Gig-Arbeit ist in vollem Gange – und wer nicht mitzieht, riskiert den Anschluss.

Was bedeutet New Work?

New Work, geprägt vom Sozialphilosophen Frithjof Bergmann, steht für eine Neuausrichtung unseres Arbeitsverständnisses:

  • Flexibilität statt starrer Zeiten: Weg vom strikten 9-to-5, hin zu individuellen Arbeitszeiten.
  • Ortsunabhängigkeit statt Präsenzpflicht: Arbeiten, wo man produktiv ist – Büro, Homeoffice oder unterwegs.
  • Flache Strukturen statt Hierarchien: Mehr Eigenverantwortung, weniger starre Chefebenen.
  • Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung: Sinnstiftende Tätigkeiten statt reiner Pflichterfüllung.

Während New Work das übergeordnete Konzept beschreibt, ist die Gig Economy eine konkrete Ausprägung davon – ein Arbeitsmarkt für kurzfristige, flexible Aufträge, oft vermittelt über digitale Plattformen.

Vom Projekt zur Gig-Arbeit

„Gig“ bedeutet im Musikjargon „Auftritt“. Entsprechend lebt man in der Gig Economy von Auftrag zu Auftrag. In den USA kam der Begriff um 2009 auf, als Plattformen wie Uber und Lyft entstanden. Besonders während der Finanzkrise 2008 übernahmen viele Entlassene mehrere kleine Jobs, um über die Runden zu kommen.

Heute ist die Gig Economy längst kein Randphänomen mehr. Rund 36 % der erwerbstätigen US-Bevölkerung – etwa 58 Millionen Menschen – arbeiten inzwischen auf eigene Rechnung. 2016 lag der Anteil noch bei 27 %. In Großbritannien hat sich die Zahl der Gig-Worker verdoppelt: Etwa 4,7 Millionen Menschen, also jeder Zehnte Erwachsene, verdienen dort zumindest einen Teil ihres Einkommens über Plattformarbeit.

Flexibilität vs. Sicherheit

Die neue Arbeitswelt bringt Chancen und Risiken zugleich. Im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit zeigen sich zwei Seiten:

Die Vorteile:

  • Flexibilität und Autonomie: Du entscheidest, wann und wo Du arbeitest.
  • Abwechslung statt Routine: Vielfältige Projekte statt eintöniger Aufgaben.
  • Work-Life-Balance: 44 % der unabhängigen Arbeiter nennen die bessere Vereinbarkeit von Karriere und Familie als Hauptgrund.
  • Globale Möglichkeiten: Zusammenarbeit mit Kunden und Projekten weltweit.

Die Schattenseiten:

  • Finanzielle Unsicherheit: Kein garantiertes Einkommen, schwankende Auftragslage.
  • Fehlende soziale Absicherung: Über 54 % der Gig-Arbeitskräfte haben keinen Zugang zu betrieblichen Sozialleistungen.
  • Hohe Eigenverantwortung: Weiterbildung und Vorsorge liegen allein beim Individuum.
  • Isolation: Weniger direkter Austausch mit Kollegen.

Diese Ambivalenz zeigt sich in Studien: 62 % der unabhängigen Arbeiter würden eine feste Anstellung bevorzugen, wenn sie die Wahl hätten.

Die Branchen im Wandel

Der Trend zur Gig-Arbeit erfasst nahezu alle Wirtschaftsbereiche. Besonders sichtbar ist er in:

  • Technologie & Kreativwirtschaft: Softwareentwickler, Designer und Texter arbeiten projektweise über Plattformen wie Upwork oder Fiverr.
  • Transport & Logistik: Dienste wie Uber, Lyft oder Deliveroo beschäftigen selbständige Fahrer und Kuriere auf Abruf.
  • Handwerk & Pflege: Plattformen wie TaskRabbit oder MyHammer vermitteln kurzfristig Handwerker, Reinigungskräfte und Betreuungspersonal.
  • Bildung & Beratung: Dozenten, Coaches und Berater bieten ihre Expertise zunehmend online an.

Generationen verändern die Spielregeln

Der Wandel wird vor allem von Millennials und der Generation Z getrieben. 30 % der 18- bis 29-Jährigen haben bereits über Gig-Plattformen gearbeitet – bei den 30- bis 49-Jährigen sind es nur 18 %.

Ihre Erwartungen unterscheiden sich deutlich von früheren Generationen:

  • Flexibilität als Grundvoraussetzung: 82 % der Gen Z erwarten zumindest teilweise Remote Work.
  • Work-Life-Balance vor Karriereleiter: Überstunden gelten als Zeichen schlechter Organisation.
  • Sinnhaftigkeit im Job: Arbeit soll zu den eigenen Werten passen.
  • Entwicklung statt Hierarchie: Karriere bedeutet persönliches Wachstum.

Diese Haltung prägt die Zukunft – Unternehmen, die im Wettbewerb um Talente bestehen wollen, müssen sich darauf einstellen.

Die hybride Zukunft der Arbeit

Die Arbeitswelt wird hybrid: eine Mischung aus fester Anstellung und projektbasierter Gig-Arbeit. Unternehmen greifen verstärkt auf globale Talentpools zurück, bewerten Leistung nach Ergebnissen statt Präsenz und schaffen flexible Modelle auch für Festangestellte.

Für Individuen gilt: Selbstverantwortliche Karriereplanung und kontinuierliche Weiterbildung sind Pflicht. Viele kombinieren bereits mehrere Einkommensquellen – 55 % der unabhängigen Arbeiter verdienen zusätzlich nebenbei. Prognosen zufolge könnte bis 2027 über die Hälfte der US-Arbeitskräfte zumindest teilweise in der Gig Economy tätig sein.

Fazit: Anpassung ist Pflicht

Der Wandel von der projektbasierten Festanstellung zur Gig-Arbeit ist unaufhaltsam. Er bietet enorme Chancen für alle, die bereit sind, alte Denkmuster loszulassen und neue Wege zu gehen. Die Zukunft gehört jenen, die aktiv gestalten – nicht denen, die am Alten festhalten.

Oder, wie ich es gerne sage: Stillstand ist lebensgefährlich.

Kontaktiere Zukunftsexperte Stephan Jung für einen Vortrag oder Workshop zum Thema „Die Zukunft der Arbeit gestalten“ 1 (704) 804 1054 oder stephan-jung@premium-speakers.com

Stephan Jung

Experte für Innovation, Disruption & Megatrends, Unternehmer & Dozent