Mounia Berrada-Gouzi ist eine gefragte Event-Moderatorin, die mit ihrer mehrsprachigen Kompetenz und interkulturellen Erfahrung weltweit beeindruckende Veranstaltungen leitet. Aufgewachsen in Spanien und mit deutsch-marrokanischen Wurzeln, hat sie in England und Frankreich studiert und spricht fließend Deutsch, Englisch und Spanisch. Mit ihrer offenen und professionellen Art schafft sie es, Menschen zu verbinden und komplexe Themen wie Künstliche Intelligenz, digitale Transformation und Cybersecurity auf verständliche Weise zu präsentieren.
„Das Publikum folgt der Energie des Moderators/des Speakers.“
In ihrer Karriere hat Mounia Berrada-Gouzi bereits zahlreiche Konferenzen, Roundtables und Podiumsdiskussionen für renommierte Unternehmen wie Huawei, IBM und Schaeffler moderiert. Sie ist bekannt für ihre sorgfältige Vorbereitung und ihre Fähigkeit, jede Veranstaltung mit Energie und Leidenschaft zum Erfolg zu führen. In diesem Interview erfahren Sie mehr über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und ihre Sicht auf die Zukunft der Event-Moderation.
Mounia Berrada-Gouzi im Interview:
Wie sind Sie dazu gekommen, Moderatorin zu werden, und was hat Ihr Interesse an diesem Beruf geweckt?
Als ich von 2011-2013 bei der Europäischen Zentralbank im Bereich HR & Kommunikation arbeitete, durfte ich 3 Monate im Bereich Events arbeiten. Schnell merkte ich wie viel Spaß mir dieser Bereich macht – die vielen neuen Menschen, die man tagtäglich kennenlernt, Abwechslung (es wird nie langweilig) und die Möglichkeit Menschen und innovative Ideen zusammenzubringen.
Die Moderation war für mich kein geplanter, logischer «next step». Vielmehr habe ich durch meine langjährige Arbeit im Eventbereich gelernt, dass mir das Kommunizieren mit und Sprechen vor Menschen liegt und ich ein Talent habe, in diverseste Themen einzutauschen und Menschen mit Ideen zu verbinden. Dank meines Backgrounds als Coach und meinem akademischen Studium im Bereich Wirtschaftspsychologie & HR, merkte ich schnell, dass meine Feinfühligkeit und meine Menschenkenntnis eine sehr gute Grundlage für den Beruf als Moderatorin bieten.
Als Moderatorin stehe ich nicht im Mittelpunkt und das ist gut so. Vielmehr agiere ich als Bindeglied zwischen Speakern, Ideen und Publikum. Ich schaffe einen Raum in dem sich Menschen wohlfühlen und inspirieren lassen können. Der Beruf der Moderation ist anspruchsvoll und vielfältig. Zudem liebe ich die Internationalität und die abwechslungsreichen Themengebiete, denen ich Tag für Tag begegne.
Was waren die größten Herausforderungen, denen Sie in Ihrer Karriere als Moderator begegnet sind, und wie haben Sie diese überwunden?
Die größte Herausforderung in der Moderation war das Überwinden meiner Angst, Fehler zu machen und mich bloßzustellen. Anfangs wollte ich alles perfekt machen, jeden Satz vorfertigen, genau das «richtige» sagen. Jedoch merkte ich schnell wie sehr mich dieser Ansatz einschränkte.
Mit den Jahren habe ich gelernt, dass Vorbereitung zwar sehr wichtig ist, man aber als gute Moderatorin Gelassenheit und Akzeptanz lernen muss. Perfektion gibt es nicht. Ausserdem ist perfekt langweilig 😉 Vielmehr geht es für mich darum, authentisch zu sein und mich ganz zu zeigen. Verwundbarkeit zulassen und zeigen. Mittlerweile fühle ich mich auf der Bühne so wohl wie in meinem Wohnzimmer. Beim Moderieren fokussiere ich mich nicht mehr auf mich und meine Ängste, sondern auf meine Gäste und auf die Speaker/Innen.
Ich lege meinen Fokus darauf einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen wohlfühlen. Meine Ängste kann ich dabei komplett ablegen. Dieses Learning war eine große Befreiung und unterscheidet meiner Meinung nach einen Profi von einem Anfänger.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten halten Sie für die wichtigsten, um ein erfolgreicher Moderator zu sein?
Starke (Bühnen)Präsenz, Empathie, Gelassenheit, Achtsamkeit (im Hier und Jetzt bleiben), Anpassungsfähigkeit, Intuition und ein gutes Gespür für Menschen, die Fähigkeit Zuzuhören, ein (ehrliches) Interesse an Menschen, Kreativität, ein sehr kleines Ego (es geht nicht um mich, es geht um die anderen), Mut Fehler zu machen, Stress Resilienz, eine schnelle Auffassungsgabe sowie emotionale Intelligenz.
Können Sie uns von einem besonders denkwürdigen oder herausfordernden Event erzählen, das Sie moderiert haben?
Im Sommer 2024 durfte ich das 40-jährige Jubiläum des spanischen Technologieunternehmens GMV moderieren. Das Event mit über 3000 Mitarbeitern fand im Fussballstadion vom Atlético de Madrid statt und ich durfte mit dem Personalchef des Unternehmens, den ehemaligen NBA Basketball Spieler, Pau Gasol interviewen. Es war ein inspirierendes Event mit Live Orchester und einem ganz tollen Publikum. Ein Event mit über 3000 Menschen zu veranstalten und zu moderieren ist herausfordernd. Dank toller Teamarbeit und einem wunderbaren Publikum, konnte ich meinen Auftrag als Moderatorin erfolgreich umsetzten.
Wie bereiten Sie sich auf eine Moderation vor, und welche Strategien verwenden Sie, um während eines Events flexibel zu bleiben?
Meine Vorbereitung beginnt immer mit mindestens einem Vorgespräch mit dem Kunden. Als Moderatorin ist es mir wichtig, die Ziele und Wünsche des Kunden und der Teilnehmer genau zu verstehen. Sobald dies geklärt ist, geht es an die eigene Vorbereitung: detaillierte Recherchen zum Unternehmen, den Speakern, den Gästen, den Themen usw. Ich lese mich auch in aktuelle Trends und News ein um auf dem Laufenden zu sein.
Ein kontinuierlicher, klarer Austausch mit meinem Kunden im Anlauf auf das Event sorgt für einen reibungslosen Ablauf und die erfolgreiche Umsetzung des Events. Flexibilität ist hier das A und O: ich bin anpassungsfähig und setzte Änderungen und Wünsche bis zur letzten Minute um. Dabei achte ich natürlich auch darauf, dass ich genügend Zeit und Raum habe, um mich vorzubereiten und mental sowie körperlich fit zu sein.
Während des Events nutze ich den Regieplan bzw. die geplante Agenda/den Ablaufplan, bin aber immer sprungbereit, wenn es spontan Änderungen gibt. Dies ist im Eventbereich normal. Eine Prise Gelassenheit, Humor, kreatives Denkvermögen und Resilienz, helfen mir auch in sehr stressigen Situationen das Beste zu geben. Souveränität ist eine der wichtigsten Zutaten eines Event Moderators.
Was sind die wichtigsten Trends und Entwicklungen im Bereich Moderation und Eventmanagement, die Sie derzeit beobachten?
– Um Kosten zu sparen, besetzten viele Unternehmen die Rolle der Moderation mit internen Mitarbeitern, die wenig oder keine Erfahrung in der Moderation/Kommunikation haben. Dies mag in gewissen Situationen angemessen sein, kann aber auch schnell nach Hinten losgehen. Ein professioneller Moderator ist neutraler, erfahrenerer und souveräner. Er/sie kann ganz anders auf ungeplante Situationen eingehen und kann ihrem Event den richtigen «Touch» geben.
– Viele Kunden sind zögerlich geworden, das Budget für professionelle Moderatoren einzuplanen und versuchen an den falschen Ecken zu sparen. Reisekostenbudgets sind weniger großzügig als vor einigen Jahren.
– Eventmanager planen vermehrt entweder sehr weit im Voraus (ca 1. Jahr) oder extrem kurzfristig (1-2 Wochen).
– Viele Events ballen sich an denselben Terminen.
– Es ist herausfordernder geworden, Teilnehmer für Live Events zu begeistern. Die No-Show Raten für Live und Virtuelle Events sind seit der Pandemie stark angestiegen. Es braucht heute mehr um Teilnehmer für ein Event zu gewinnen.
– Teilnehmer wünschen sich kürzere Keynotes und mehr interaktive Event Formate. Das traditionelle Modell von 1-stündigen Keynotes ist nicht mehr zeitgemäß. Teilnehmer wollen miteinander interagieren und teilhaben an den Gesprächen. Sie wollen nicht (nur) zuhören, sondern mitreden. Die Eventbranche ist demokratischer geworden. Eventformate wie Fishbowl, Interviews, Hot Chair Panels usw, Gesprächsrunden sind erfolgreicher als Programme, die ein Keynote nach dem nächsten auf dem Speiseplan haben.
– Networking ist der Grund weshalb Menschen auf (Live) Events gehen. Wer nur Content will, kann diesen auch Online finden. Teilnehmer wünschen sich weniger überfüllte Tage/Programme und mehr Zeit zum Entspannen und Networken. «Weniger ist mehr.»
Welche Ratschläge würden Sie jemandem geben, der eine Karriere als Moderator anstrebt?
Bleib authentisch und setze deine Maske ab!
Viele Moderatoren sind nicht «echt» sondern spielen eine Rolle. Die besten Moderatoren sind die, die diesen Beruf lieben, weil sie anderen damit dienen, und nicht um sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Als Moderator solltest du mindestens genauso gut zuhören wie reden können. Das aktive, nicht wertende Zuhören, ist in diesem Beruf wichtiger als nur gut Reden zu können. Sammle so viel Erfahrung wie möglich und hör auf dich: was liegt dir? Was macht dir Spass? Wo und wem kannst du mit deinen Fähigkeiten und mit deiner Persönlichkeit am besten dienen?
Wie gehen Sie mit schwierigen oder unerwarteten Situationen während einer Veranstaltung um?
Ich praktiziere Achtsamkeit. Das bedeutet, dass ich immer versuche im Hier und Jetzt zu bleiben. Aus dieser Energie kann ich dann spontan und souverän (re)agieren. Innere Ruhe und Selbstvertrauen helfen mir auch in schwierigen Situationen das Richtige zu tun. Ich höre auf meine Intuition und versuche ruhig zu bleiben. Fehler passieren jedem. Events sich nicht da um perfekt zu sein. Ich stelle mich darauf ein, dass nicht immer alles reibungslos ablaufen wird. Zudem hilft es sehr, eine Prise Humor mitzubringen und wenn nötig, Dinge zu überspielen. Meist merkt es das Publikum nicht.
Das Publikum folgt der Energie des Moderators/des Speakers. Gelassenheit und Souveränität helfen mir das Publikum nicht unnötig zu verunsichern oder aus unerwarteten Situationen ein Problem zu machen. Es ist nicht so schlimm. Wenn wir aus einer Mücke einen Elefanten machen, dann mag sich jede noch so unerwartete Situation schlimm anfühlen. Das muss aber nicht so sein.
Auf einem Event in Paris, welches ich moderierte, fiel bei einer Preisverleihung eine der Glastrophäen zu Boden. Ich machte einen Witz, das Publikum lachte und schon war die Sache vergessen.
Vielen Dank liebe Mounia, für das interessante und lehrreiche Interview!