Prof. Dr. Lamia Messari-Becker: Nachhaltiges Denken und Bauen sind gefragt
Lamia Messari-Becker: „Deutschland hat in der Energiepolitik grobe Fehler gemacht.“
Seit der Flutkatastrophe in Deutschland im Jahr 2021 ist die Professorin an der Universität Siegen, Lamia Messari-Becker, ein bekanntes Gesicht in Expertenrunden zu den Themen Energie, Klimaschutz oder nachhaltigem Bauen.
Die gebürtige Marokkanerin und Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik der Universität Siegen nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Deutschlands Energiepolitik und „die groben Fehler“ geht, die die Politik dabei gemacht hat.
Dem Manager Magazin sagte sie in einem Interview vom November 2022 deutlich, was ihrer Meinung nach schiefläuft: „Deutschland hat in der Energiepolitik grobe Fehler gemacht. Die Abhängigkeit von russischem Gas ist der eine, aber ebenso kurzsichtig war der ausschließliche Fokus auf Strom. Deutschland hat 2020 einen Endenergiebedarf von rund 2330 Terawattstunden. Davon macht Strom als Energieform nur 20 Prozent aus, der Rest verteilt sich auf Wärme und Treibstoffe. Viele Politiker und Experten haben das Bild vermittelt, dass wir nicht nur die bestehende Stromerzeugung durch Wind- und Solarkraft ersetzen können, sondern dass Strom auch die Funktion aller anderen Energieformen übernimmt, also die Versorgung von Industrie, Gebäuden und Verkehr. Das ist Wunschdenken.“
Weil Lamia Messari-Becker nicht zu den Expertinnen gehört, die nur auf die Schwierigkeiten hinweisen und keine Lösungen anbieten, gibt sie auch konkrete Lösungsansätze an die Hand:
Energiewende: Solar und Windkraft können nicht alles sein.
Sie sagt: „Ziel muss sein, Strom, Wärme und Treibstoffe klimaneutral herzustellen. Zu Wind- und Solarkraft müssen weitere Optionen kommen, um Wärme zu erzeugen, etwa Solarthermie, Geothermie und Biomasse. Mit Tiefengeothermie kann man Wärme und Strom gewinnen. Auch Wasserstoff wäre nicht nur in der Industrie, sondern auch in Gebäuden einsetzbar. Bei der Energieeffizienz müssen wir besser werden. Jährlich fließen Milliarden Liter Abwasser in die Kanalisation, ohne die darin enthaltene Wärme zu nutzen. Wir werfen sie einfach weg. Ähnlich ist es bei industrieller Abwärme.“
Als ob diese Herausforderung nicht schon ausreichen würde, sind seit der Pandemie und dem Beginn des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt, auch die Baukosten durch die Decke geschossen. Die Zinspolitik hat sich ebenfalls zum Nachteil der Bausparer und willigen Hausbauer entwickelt und die Inflationsrate steigt weiter.
Prof. Dr. Lamia Messari-Becker sieht die Sachlage kritisch.
Gibt es da noch Licht am Ende des Tunnels?
In einem kürzlich erschienen Interview mit tagesschau24.de äußert sie ihre Bedenken offen: „Darüber hinaus leidet die Branche unter Fachkräftemangel und immer mehr Vorgaben, etwa beim Schallschutz und beim energetischen Bauen. Die widersprechen sich zum Teil auch noch.“
Hinzu kommen hausgemachte Probleme, so meint die Professorin, zum Beispiel würde die Branche viel zu langsam agieren, weil sie die Digitalisierung offenbar verschlafen hätte.
Nachhaltiges Bauen und Denken sind gefragt.
Bei all diesen Herausforderungen klingt es fast nach Kosmetik, wenn Lamia Messari-Becker über ihre Herzensangelegenheit spricht: das nachhaltige Bauen. Dabei geht es unter anderem auch um das Gebäudeenergiegesetz, das vorsieht, bis 2030 dicke 40 Prozent der CO2-Emissionen von Gebäuden zu senken. In sieben Jahren soll geschehen, was zuvor 30 Jahre dauerte und das Gebäudeenergiegesetz dafür sorgen, dass ab 2024 die „notwendige Heizwende“ und der Umstieg auf eine erneuerbare Heizwärme realisiert wird.
Wie realistisch das ist? Wie es ihre Art ist, spricht Lamia Messari-Becker die Wahrheiten aus, die die Politik wohl eher als unangenehm empfinden dürfte.
In einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung plädiert sie zwar auch für die kommunale Wärmeplanung, die die Bundesregierung als Grundlage der Gebäudeenergiegesetzes sieht, doch sie nennt gleichzeitig auch Bedingungen für eine saubere Umsetzung. Von einer „Politik aus einem Guss“ ist da die Rede, von Flexibilität, mehr Personal und Wissenstransfer untereinander, von langfristigem Denken statt einem Denken in Legislaturperioden, Bürokratieabbau und vielem mehr.
Es ist wichtig, dass jemand, der*die in der Öffentlichkeit Gehör und Anerkennung findet, Wahrheiten offen an- und ausspricht. Genau das tut Lamia Messari-Becker.
Ihre Vorträge klingen nach. Sie spricht von einer Welt, die doch eigentlich normal sein sollte. Dass diese Normalität wieder zu Realität wird, dafür will Prof. Dr. Lamia Messari-Becker sorgen. Das tut sie. Öffentlich und in ihren wahrhaftigen Keynotes.
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